15 Reisetage, davon 10 reine Fahrtage, 5.000 km. Allein diese Zahlen sagen schon sehr viel über die Tour aus. Es war von den bisherigen Reiseabschnitten die Tour mit der höchsten Kilometerleistung. Im Schnitt 500 km am Tag, an zwei Tagen sogar 800 km am Tag. Ich bin in 30 Jahren Motorraderfahrung erst viermal mehr als 800 km an einem Tag gefahren, davon nun zweimal in diesem Urlaub. Die Tour war insgesamt intensiv, von hohen Kilometerleistungen geprägt. Fahrerisch eine der anspruchsvollsten Reiseabschnitte, bedingt durch das Befahren des „Dempster Highway“
vergesst irgendwelche Horrorgeschichten über diese Strecke, es ist machbar, aber habt bitte Respekt vor der Strecke. Das ist kein Sonntagnachmittag Ausflug, welchen ihr fahrt, nur damit ihr ein Foto mehr bei Instagram posten könnt. Die Schwierigkeit besteht u.a. darin auf lange Zeit (ca. 750 km) konzentriert zu bleiben. Die Straße geht über lange Strecke oft mehrere Meter links und rechts runter. Es kommen einem große LKWs entgegen die schnell sind, Steine schmeißen und bei trockenem Wetter eine riesige Staubfahne hinter sich herziehen, so dass die Sicht plötzlich Null Meter beträgt und ihr sofort anhalten müsst. Bei schlechtem Wetter seht ihr evtl. die vielen Schlaglöcher nicht. Extrem lange Abschnitte auf dem Highway werden oft neu geschottert, so dass bis zu 10 cm tiefer Schotter über 50 km und mehr zu bewältigen sind. Da hilft dann oft nur mit hohem Tempo durchzufahren, um das Schlingern des Motorrades in Grenzen zu halten und die Kontrolle über das Motorrad zu behalten. Ich habe während meiner Zeit vor Ort schon von drei Motorradunfällen gehört und mehrere Autowracks und ein Motorradwrack am Straßenrand liegen sehen. Des Weiteren gibt es auf der Strecke zu 90 Prozent keinen Handy Empfang und eine nur sehr eingeschränkte Notfallversorgung. Ein Schild am Anfang des Highways warnt davor, dass auf dieser Strecke kein Krankenwagen kommt. Ein weitere wichtiger Punkt ist das Wetter und die zur Verfügung stehende Zeit. Plant min. fünf Tage ein. Zwei Tage hoch, zwei Tage runter, einen Tag für die Anschlussstrecke von Inuvik nach Tuktoyaktuk. Wenn prima Wetter ist, so wie bei mir, und ihr gut drauf seid, verkürzt gern spontan die Tour, aber habt immer Reservetage in der Planung. Wenn ihr die Strecke dann bewältigt habt, ist es ein großartiges Gefühl, das man es „geschafft hat“
Wetter/Reisezeitraum:
Der gewählte Reisezeitraum JUNI war top. Der Juni gilt als trockenster Monat in Alaska und im Yukon/Kanada. Es ist auch der Sommermonat, wenn ich mal Juni bis August zugrunde lege, der (eigentlich) die geringste Mückenbelastung hat. Ich sage eigentlich, da das für den Bereich Dawson City und südlich davon stimmte. Ich kann das insofern gut vergleichen da ich während meiner Wohnmobiltour im Juli 2022 schon einmal hier war und während dieser Tour, die nur grob vier Wochen später im Jahr war, uns die Mücken förmlich aufgefressen haben. Auf dem „Dempster Highway“ und in Inuvik war es aber bereits untypisch warm für den Juni, so dass dort die Mückenbelastung schon sehr hoch war. Ich wollte in Inuvik zelten, musste dies aber aufgrund der extremen Mückenbelastung (an draußen sitzen war überhaupt nicht zu denken) verwerfen und ein Hotel nehmen. Ich würde immer wieder den Juni wählen, da auch die Preise noch etwas günstiger sind als im Juli/August. Im August können die Hotelpreise das doppelte erreichen wie im Juni.
Wenn ihr allerdings unbedingt Lachse und Bären sehen wollte, dann müsst ihr den Reisezeitraum (die gewählten Monate) euer Reise, der Tierwelt anpassen und evtl. mit höheren Preisen und hoher Mückenbelastung leben. Wir hatten Glück im Juni, dort wandern die Lachse im Südwesten Alaskas, in Seward. Bären haben wir dort an diesem Tag im Juni in Seward aber keine gesehen. Olli hat aber auf seiner weiteren Tour im Juni südlich von Whitehorse aber mehrere Bären gesehen. Als weitere Beispiele: fahrt im Juli nach Valdez/Alaska, dort sitzen die Bären am Strand und fressen die toten Lachse die dort von der Lachsaufzuchtstation („salmom hatchery“) abgelegt werden. Das ist dort ein großes Touristen Spektakel, ein großer Parkplatz deutet darauf hin. Oder ihr fahrt im August in den Süden Alaskas, nach „Hyder“ (am besten über den Grenzübergang von Stewart in Kanada zu erreichen). Dort sind die Lachse im August. Es gibt dort eine Aussichts-Plattform wo man die Bären beim Lachse fressen beobachten kann.
Highlights/Tops:
Die drei Tops meiner Reise waren für mich:
Die Lachse in Seward. Ein großartiges Gefühl das mal „live“ zu sehen. Ich habe seit Jahren versucht auf meinen Reisen in Kanada und Alaska das zu sehen, aber nur dieses Mal war es mir vergönnt, und dass auch nur durch den Tipp eines einheimischen an einer Tankstelle. Der Aufkleber „Frank from Germany“ hat sich schon wieder gelohnt. Ich werde oft angesprochen und erhalte so Tipps, die oft nur einheimische kennen.
Die Anfahrt nach Valdez bei glasklarem Wetter mit den riesigen Bergen der „Wrangell Mountains“. Man ist auf der Straße immer in Richtung des „ Mount Drum“ gefahren. Der Berg wurde dadurch optisch immer größer. Eine spektakuläre Ansicht. Auch die riesigen Gletscherfelder, die man während der Anfahrt sehen konnte, machen diese Tour zu einem Highlight für mich. Kurz vor Valdez dann über den schneebedeckten „Hatcher Pass“, ein weiteres Highlight auf der Tour nach Valdez. Tipp: nehmt bei gutem Wetter nicht die Fähre ab Whittier nach Valdez. Die ist teuer und ihr würdet einiges verpassen.
Dempster Highway (Beschreibung siehe oben)
Sonstige Hinweise:
Ich habe bei meinem Aufenthalt in Vancouver diesmal nicht direkt in Vancouver übernachtet, sondern in der Nähe des Flughafens im Vorort „Richmond“. Ich habe das erste Mal die fahrerloses U-Bahn „Canada line“ ab Richmond ausprobiert und ich muss sagen, dass ich davon begeistert bin. Die Bahn bringt einen direkt an die Waterfront von Vancouver, der Fahrpreis beträgt ca. 3 Euro. Das ist deutlich preiswerter als ein UBER vom Flughafen in die Stadt und schneller wäre der Uber (oder das Taxi) auch nicht. Richmond selbst hat auch einen guten Eindruck auf mich hinterlassen. Wenn man gegenüber Innenstadt Vancouver evtl. 30 bis Prozent des Preises für ein Hotel sparen kann, solltet ihr diese Alternative im Hinterkopf behalten.