Donnerstag, 4. Juli 2024

FAZIT zum Reiseabschnitt 3a => Anchorage- Whitehorse

15 Reisetage, davon 10 reine Fahrtage, 5.000 km. Allein diese Zahlen sagen schon sehr viel über die Tour aus. Es war von den bisherigen Reiseabschnitten die Tour mit der höchsten Kilometerleistung. Im Schnitt 500 km am Tag, an zwei Tagen sogar 800 km am Tag. Ich bin in 30 Jahren Motorraderfahrung erst viermal mehr als 800 km an einem Tag gefahren, davon nun zweimal in diesem Urlaub. Die Tour war insgesamt intensiv, von hohen Kilometerleistungen geprägt. Fahrerisch eine der anspruchsvollsten Reiseabschnitte, bedingt durch das Befahren des „Dempster Highway“

Zum „Dempster Highway“:

vergesst irgendwelche Horrorgeschichten über diese Strecke, es ist machbar, aber habt bitte Respekt vor der Strecke. Das ist kein Sonntagnachmittag Ausflug, welchen ihr fahrt, nur damit ihr ein Foto mehr bei Instagram posten könnt. Die Schwierigkeit besteht u.a. darin auf lange Zeit (ca. 750 km) konzentriert zu bleiben. Die Straße geht über lange Strecke oft mehrere Meter links und rechts runter. Es kommen einem große LKWs entgegen die schnell sind, Steine schmeißen und bei trockenem Wetter eine riesige Staubfahne hinter sich herziehen, so dass die Sicht plötzlich Null Meter beträgt und ihr sofort anhalten müsst. Bei schlechtem Wetter seht ihr evtl. die vielen Schlaglöcher nicht. Extrem lange Abschnitte auf dem Highway werden oft neu geschottert, so dass bis zu 10 cm tiefer Schotter über 50 km und mehr zu bewältigen sind. Da hilft dann oft nur mit hohem Tempo durchzufahren, um das Schlingern des Motorrades in Grenzen zu halten und die Kontrolle über das Motorrad zu behalten. Ich habe während meiner Zeit vor Ort schon von drei Motorradunfällen gehört und mehrere Autowracks und ein Motorradwrack am Straßenrand liegen sehen. Des Weiteren gibt es auf der Strecke zu 90 Prozent keinen Handy Empfang und eine nur sehr eingeschränkte Notfallversorgung. Ein Schild am Anfang des Highways warnt davor, dass auf dieser Strecke kein Krankenwagen kommt. Ein weitere wichtiger Punkt ist das Wetter und die zur Verfügung stehende Zeit. Plant min. fünf Tage ein. Zwei Tage hoch, zwei Tage runter, einen Tag für die Anschlussstrecke von Inuvik nach Tuktoyaktuk. Wenn prima Wetter ist, so wie bei mir, und ihr gut drauf seid, verkürzt gern spontan die Tour, aber habt immer Reservetage in der Planung. Wenn ihr die Strecke dann bewältigt habt, ist es ein großartiges Gefühl, das man es „geschafft hat“

Wetter/Reisezeitraum:

Der gewählte Reisezeitraum JUNI war top. Der Juni gilt als trockenster Monat in Alaska und im Yukon/Kanada. Es ist auch der Sommermonat, wenn ich mal Juni bis August zugrunde lege, der (eigentlich) die geringste Mückenbelastung hat. Ich sage eigentlich, da das für den Bereich Dawson City und südlich davon stimmte. Ich kann das insofern gut vergleichen da ich während meiner Wohnmobiltour im Juli 2022 schon einmal hier war und während dieser Tour, die nur grob vier Wochen später im Jahr war, uns die Mücken förmlich aufgefressen haben. Auf dem „Dempster Highway“ und in Inuvik war es aber bereits untypisch warm für den Juni, so dass dort die Mückenbelastung schon sehr hoch war. Ich wollte in Inuvik zelten, musste dies aber aufgrund der extremen Mückenbelastung (an draußen sitzen war überhaupt nicht zu denken) verwerfen und ein Hotel nehmen. Ich würde immer wieder den Juni wählen, da auch die Preise noch etwas günstiger sind als im Juli/August. Im August können die Hotelpreise das doppelte erreichen wie im Juni.

Wenn ihr allerdings unbedingt Lachse und Bären sehen wollte, dann müsst ihr den Reisezeitraum (die gewählten Monate) euer Reise, der Tierwelt anpassen und evtl. mit höheren Preisen und hoher Mückenbelastung leben. Wir hatten Glück im Juni, dort wandern die Lachse im Südwesten Alaskas, in Seward. Bären haben wir dort an diesem Tag im Juni in Seward aber keine gesehen. Olli hat aber auf seiner weiteren Tour im Juni südlich von Whitehorse aber mehrere Bären gesehen. Als weitere Beispiele: fahrt im Juli nach Valdez/Alaska, dort sitzen die Bären am Strand und fressen die toten Lachse die dort von der Lachsaufzuchtstation („salmom hatchery“) abgelegt werden. Das ist dort ein großes Touristen Spektakel, ein großer Parkplatz deutet darauf hin. Oder ihr fahrt im August in den Süden Alaskas, nach „Hyder“ (am besten über den Grenzübergang von Stewart in Kanada zu erreichen). Dort sind die Lachse im August. Es gibt dort eine Aussichts-Plattform wo man die Bären beim Lachse fressen beobachten kann.

Highlights/Tops:

Die drei Tops meiner Reise waren für mich:

Die Lachse in Seward. Ein großartiges Gefühl das mal „live“ zu sehen. Ich habe seit Jahren versucht auf meinen Reisen in Kanada und Alaska das zu sehen, aber nur dieses Mal war es mir vergönnt, und dass auch nur durch den Tipp eines einheimischen an einer Tankstelle. Der Aufkleber „Frank from Germany“ hat sich schon wieder gelohnt. Ich werde oft angesprochen und erhalte so Tipps, die oft nur einheimische kennen.

Die Anfahrt nach Valdez bei glasklarem Wetter mit den riesigen Bergen der „Wrangell Mountains“. Man ist auf der Straße immer in Richtung des „ Mount Drum“ gefahren. Der Berg wurde dadurch optisch immer größer. Eine spektakuläre Ansicht. Auch die riesigen Gletscherfelder, die man während der Anfahrt sehen konnte, machen diese Tour zu einem Highlight für mich. Kurz vor Valdez dann über den schneebedeckten „Hatcher Pass“, ein weiteres Highlight auf der Tour nach Valdez. Tipp: nehmt bei gutem Wetter nicht die Fähre ab Whittier nach Valdez. Die ist teuer und ihr würdet einiges verpassen.

Dempster Highway (Beschreibung siehe oben)

Sonstige Hinweise:

Ich habe bei meinem Aufenthalt in Vancouver diesmal nicht direkt in Vancouver übernachtet, sondern in der Nähe des Flughafens im Vorort „Richmond“. Ich habe das erste Mal die fahrerloses U-Bahn „Canada line“ ab Richmond ausprobiert und ich muss sagen, dass ich davon begeistert bin. Die Bahn bringt einen direkt an die Waterfront von Vancouver, der Fahrpreis beträgt ca. 3 Euro. Das ist deutlich preiswerter als ein UBER vom Flughafen in die Stadt und schneller wäre der Uber (oder das Taxi) auch nicht. Richmond selbst hat auch einen guten Eindruck auf mich hinterlassen. Wenn man gegenüber Innenstadt Vancouver evtl. 30 bis Prozent des Preises für ein Hotel sparen kann, solltet ihr diese Alternative im Hinterkopf behalten.

Sonntag, 30. Juni 2024

Das (verbrauchte) Budget => wir reden mal über Geld

Wie immer am Ende eines Reiseabschnittes versuche ich einen „Kassensturz“ durchzuführen um Euch (und mir) einen Anhaltspunkt zu geben, was der Spaß gekostet hat, bzw. mit welchen Kosten ihr bei einer vergleichbaren Reise rechnen könnt. Wie immer notiere ich am ende jedes Tages die Ausgaben. Ich unterteile dann die Ausgaben in die drei Großen Blöcke Unterkunft, Benzin und Ernährung.

Fangen wir mit den Kosten für die Unterkünfte an. In der ersten Woche habe ich mir mit meinem Reisepartner Oliver die Hotelkosten geteilt, auch gab es in der ersten Woche einen Campingplatz der nichts gekostet hat. In der zweiten Woche habe ich meine Hotelkosten allein übernommen, habe aber in Inuvik zwei Übernachtungen im Hotel für den Preis einer Nacht bekommen. Des Weiteren konnte ich in Dawson City die Kosten senken, da ich dort zwei Nächte gezeltet habe. Alles in allem komme ich auf einen Durchschnittlichen Unterkunftspreis von 75 Euro pro Nacht. Das ist ein relativ guter Wert wie ich finde, zumal z.B. die Hotels in Anchorage und Vancouver wirklich sauteuer geworden sind, unter 200-250 Euro in „stinknormalen“ Hotels in der Sommersaison geht da meist nichts mehr.

Kommen wir zum Benzin. Der Liter kostet in Alaska faire ca. einen Euro pro Liter, in Kanada müsst ihr mit (aktuell. Stand Juni 2024) knapp 1,50 Euro pro Liter rechnen. Da ich die Hälfte der Strecke in Alaska und die Hälfte in Kanada gefahren bin, rechne ich also durchschnittlich 1,25 Euro pro Liter. Die Kawasaki hat im Schnitt 5,5 Liter verbraucht. 5.000 km bin ich in „echten“ zehn Fahrtagen gefahren. Da ich ja den Durchschnitt angebe, rechne ich aber die Pausentage und die An und Abreisetrage mit. Macht also vierzehn Tage. Macht im Ergebnis gut 350 Euro für Sprit also im Durchschnitt über die 14 Tage knapp 25 Euro pro Tag.

Letzter Punkt ist die Verpflegung. Da halte ich auf meinen Touren schon seit Jahren ca. 20 bis 25 Euro am Tag. Einmal am Tag mittags an einer Tanke einen Hot Dog, oder auch zwei, Kaffee, Schokolade und abends dann ein Burger oder ähnliches. Ich rechne mal 25 Euro für Verpflegung

Macht im Ergebnis ca. 125 Euro pro Tag über die gesamte Reise. Das überrascht mich selbst, da das genau der Schnitt (so ca. 125 Euro) der letzten Reisen ist, trotz Inflation, etc. Nur Mexiko war billiger (ca. 80 Euro pro Tag) und Kalifornien war teurer (ca. 150 Euro am Tag)

Interessant, dass die Hotels in Kanada günstiger sind als in den USA und auch oft den besseren Standard (immer basierend auf einen Vergleichspreis) aufweisen. Zumindest ist das meine Erfahrung auf dieser Reise. Dafür ist der Sprit in Alaska ein Drittel billiger als in Kanada



Es folgt: Fazit

Freitag, 28. Juni 2024

Tag 13/14 => Ende Gelände! => Rückweg: Whitehorse und Vancouver

Donnerstag/Freitag, 28/29.06.24
gefahrene Kilometer: 140 km

Nun bin ich also fast am Ziel. Ich lagere heute mein Motorrad in der Nähe bei Roman ein. Roman wohnt in Tagish, einem Dorf gleich neben Whitehorse. Allerdings muss ich, „gleich neben“ noch mal für das deutsche Verständnis von „gleich neben“ einordnen. „Gleich neben“ bedeuten hier 110 Kilometer. Am Vormittag schlendere ich noch ein wenig durch Whitehorse. Ich fahre zum wenige Kilometer entfernten „Miles Canyon“, einem kleinen Canyon kurz vor der Stadt, wo der Yukon durch eine Schlucht fließt. Bekannt ist diese Stelle daher das die Goldsucher dort ihre Ladung von den größeren Schiffen auf keine Boote oder sogar auf eine am Ufer fahrende, von Pferden gezogenen Loren Bahn umladen mussten, da die Stromschnellen in diesem Canyon zu heftig für eine sichere Passage waren. Von diesen Stromschnellen in diesem Canyon hat Whitehorse übrigens seinen Namen. Die Stromschnellen sahen für die damaligen Ureinwohner aus wie die Mähne eines weißen Pferdes. Heute ist der Fluss für ein in der Nähe liegendes Wasserkraftwerk angestaut, die Stromschnellen sind in der Tiefe des Flusses verschwunden. Auf dem Rückweg in die Stadt fahre ich noch einmal, wie schon vor zwei Jahren, bei dem Schaufelraddampfer „S.S. Klondike“ vorbei, der hier an Land, als Museum liegt. Vor zwei Jahren war dieser wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Ich mache es kurz, der Dampfer ist immer noch geschlossen, Mitarbeiter sagen wir das die Renovierung sehr umfangreich ist und das es noch weiter fünf Jahre dauern kann bis dieser wieder für Besichtigungen im inneren freigegeben wird.

Gegen Mittag fahre ich dann rüber nach Tagish. Roman wohnt, für deutsches Verständnis, sehr einsam. Es ist eine Waldsiedlung wo verstreut einige Häuser, auf ziemlich großen Grundstücken, stehen. Es gibt Strom und Telefon ans Haus, aber kein Wasser und Abwasseranschluss. Wasser holt man sich dort zentral in Kanistern, manche Anwohner pumpen es sich aus dem nur ca. 100 Meter von den Grundstücken entfernten kristallklaren „Tagish Lake“. Ohne Standortangabe von Roman vorab hätte ich das Haus nie gefunden. Wir gehen zusammen an den See, das Wetter ist super, ich sehe zwei Personen im (kalten) See baden. Wir quatschen ein wenig, dann stelle ich „Lady orange“ in einen Schuppen auf Romans Grundstück, ich packe meine Tasche und checke noch einmal was für die nächste Tour von Wolfgang im Herbst alles am Motorrad verbleiben kann bzw. muss. Ich hatte ja viel aus Deutschland mitgebracht. Die Campingausrüstung, das Werkzeug, Ersatzteile und Improvisationsmaterial, das alles bleibt hier am Motorrad. Am späten nachmittags fährt mich Roman mit seinem „6 Meter GMC Yukon“ zurück nach Whitehorse. Wir drehen noch einen Schlenker über den Ort „Carcross“. Hier kamen die Goldsucher nach ihrem beschwerlichen Weg über den „Chilkoot Pass“ an, bevor sie sich dann ab Whitehorse mit (anfangs) selbst gebauten Booten, später mit den Raddampfern, auf den Weg nach Dawson City machten um dort ihr Glück zu suchen oder im leider sehr seltenen Fall, dort auch zu finden. In „Carcross“ wird an diese Zeit erinnert. Es gibt einige Shops im „Goldgräber Stil“ und ein, mittlerweile leider ausgebrannter, Raddampfer ist ausgestellt. Es gibt am naheliegenden See sogar einen Sandstrand (wer hätte so etwas hier vermutet). Einige hartgesottene baden in dem Kalten See.

Gegen 20:00 Uhr komme ich in meinem Hotel an, ich packe noch einmal alles penibel um, damit auch wirklich alles, was ich noch mit zurücknehmen möchte, in eine große Reisetasche passt. Ich gehe relativ früh schlafen, der Tag morgen wird sicher noch einmal anstrengend.

Der nächste Tag….

Gegen 10:30 Uhr steht das vorbestellte Taxi vor dem Hotel. Uber scheint es hier (noch) nicht zu geben, das hatte ich vorab in der entsprechenden App gecheckt. Die Fahrt zum Flughafen ist nach ca. 20 Minuten erledigt. Der Flughafen von Whitehorse ist recht übersichtlich, um nicht zu sagen, klein. Allerdings wird dieser gut frequentiert, im Schnitt würde ich sagen, geht pro Stunde eine Maschine nach Vancouver oder Calgary. Wenige Maschinen gehen auch nach Dawson City oder Inuvik. Das ist evtl. gut zu wissen, falls ihr mal ähnliches vorhabt, aber aufgrund eines Ausfalls des Motorrades evtl. in Dawson City oder Inuvik hängen bleibt. Man kommt dann zumindest von dort, wenn auch ohne Motorrad, weg und riskiert nicht seinen Flug in Richtung Heimat zu verpassen. Der Flug von Whitehorse nach Vancouver ist mit ca. 2,5 Stunden Flugzeit recht kurz. Ich saß auf der rechten Seite am Fenster und hatte eine bombastische Aussicht. Riesige Gletscherfelder, die Gletscherzungen leuchten hellblau in der Sonne. Nach Vancouver rein, überfliegt ihr den Stanley Park und könnt auch Vancouver Island recht gut sehen, gutes Wetter natürlich vorausgesetzt.

In Vancouver angekommen schnappe ich mir einen Uber. Das Wetter ist sonnig, 22 Grad. Der Uber Fahrer erwähnt noch das ich Glück habe, es hätte die letzten drei Tage geregnet, heute wäre der erste Tag mit Sonne. Klasse, somit verfolge ich das schöne Wetter schon auf der ganzen Reise. Ich erreiche mein, ziemlich spezielles, Hotel. Es ist ein Kapselhotel in der Nähe des Flughafens. Da die Hotelpreise in Vancouver aktuell für ein annehmbares Hotel bei mindestens 250 Euro liegen, ich morgen früh um 06:00 Uhr am Flughafen sein muss und ich eh nur ein paar Stunden schlafe, beschließe ich in der Nähe des Flughafens zu bleiben. Ca. drei Kilometer vom Flughafen entfernt liegt die Stadt Richmond. Diese ist mit Vancouver zwar zusammengewachsen, ist aber eine eigenständige Stadt. Hier probiere ich nun das erste Mal in meinem Reiseleben ein Kapsel-Hotel (ca. 80 Euro) aus. Es ist ziemlich modern, besteht im Prinzip aus zwei großen Räumen wo jeweils ca. dreißig Betten, je zwei übereinander, stehen. Über die Rückseite des Bettes krabbelt man hinein, ein Rollo verschließt dann das Ende. In der Kapsel hat man Licht, Strom und USB-Anschluss, einen Spiegel und einen ausklappbaren Tisch. Speziell ist das man Hausschuhe bekommt und seine Schuhe in einem Spind einschließen muss. Mehrere Spinde, die alle mit einem elektronischen Chip zu öffnen sind, gehören zum „Bett“ dazu. Es gibt eine Gemeinschaftsküche mit kostenlosem Kaffee.Ich checke ein, die Dame vom Empfang erklärt mir alles, dann bin ich auch schon wieder auf der Straße, auf dem Weg zur U-Bahn. Nur ca. 10 Minuten Fußweg von meiner „Schlaf-Wabe“ entfernt ist die Station der „Canada Line“. Diese U-Bahn fährt mich in ca. 45 Minuten für nur drei Euro Fahrpreis direkt an die Waterfront von Vancouver. Ein Uber wäre auch nicht schneller und würde ca. 40 Euro kosten.

Gergen 16:00 Uhr bin ich in der Stadt. Ich laufe eine große Runde durch Gastown, die Innenstadt, über die Robson Street und zum Coal Harbour. Wie jedes Mal, wenn ich in Vancouver bin, schaue ich fasziniert den Wasserflugzügen zu, die mitten an der Waterfront, in der Nähe des Canada Place liegen und immer wieder starten und landen. Am Pier des „Canada Place Terminal“ legen die Kreuzfahrtschiffe mitten in der Stadt an, heute liegt hier aber kein Schiff. Also nix mit „Schiff gucken“. Gegen 20:00 Uhr steige ich an der „Waterfront station“ wieder in die U-Bahn, zurück nach Richmond und lege mich im Hotel in meine Kapsel. 

Ein sehr ereignisreicher und abwechslungsreicher Urlaub ist nun zu Ende......
Ab nach Hause!


Donnerstag, 27. Juni 2024

Tag 12 => Dicke Luft! => Dawson City - Whitehorse

Mittwoch, 27.06.24
gefahrene Kilometer: 530 km

Ich sitze auf dem Motorrad und drücke den Anlasser Knopf. Ich muss jetzt eine Entscheidung treffen. Seit gestern Nachmittag überlege ich wie ich die heutige Strecke bewältigen soll bzw. welche Strecke ich nehmen soll. Hintergrund sind die Waldbrände in der Region und die dadurch bedingte Straßensperrung der EINZIGEN Straße die hier in der Gegend Kanadas, die in den Süden führt. Alle offiziellen Kanäle (u.a. die Internetseite „yukon511“) sagen, das sie Straße gesperrt ist. Das bedeutet das alle Fahrer die Richtung Süden wollen, nun wieder die Fähre über den Yukon River nehmen und über die Schotterstrecke „Top oft he World“ nach Alaska einreisen müssen. 500 km Umweg kommen auch noch dazu. Allerdings habe ich gestern im „Downtown Hotel“ hoch einige Gespräche mit amerikanischen Campern geführt, die genau diese Strecke in die andere Richtung gefahren sind und die haben mir die Info gegeben das die Behörden die Strecke alle paar Stunden kurz öffnen um den angestauten Verkehr durchzulassen. Außerdem gaben mir meine Gesprächspartner den Tipp möglichst früh vor Ort zu sein, da die Öffnungen meist nur vormittags stattfinden, da dann aufgrund des kühleren Wetters die Rauchentwicklung nicht so hoch sein soll.

O.K., ich poker. Ich fahre die 160 km nach „Stewart Crossing“ zügig nach Süden. Dort beginnt die Sperrung der Straße. Vor der Straßensperrung hat sich schon ein ca. 3 km langer Rückstau gebildet. Als Motorradfahrer fahre ich natürlich an allen vorbei, direkt auf Position Nummer eins. Dort warten schon andere Biker. Ich komme mit den Bikern und den Autos der ersten Wartepositionen ins Gespräch und erfahre das sie hier schon ca. 23 Stunden stehen. Einige Biker haben auch keine Lust sich mit mir zu unterhalten, dafür habe ich Verständnis, sie sehen müde und abgekämpft aus. Mit einem der Motorradfahrer komme ich doch ins Gespräch, sie fallen mir auf, da sie mit viel Gepäck zu zweit auf der Maschine sitzen. Das ist ungewöhnlich da hier eigentlich alle allein auf ihren Motorrädern unterwegs sind. Auf Nachfrage erläutern sie mir, dass der Sohn, der hinten sitzt, auf dem „Dempster Highway“ schwer gestürzt ist und das Motorrad danach total verbogen war. Sie haben es noch geschafft, mit der schiefen Banane von Motorrad, zurück nach „Dawson City“ zu fahren, dort haben sie es verschrottet. Jetzt sind sie auf dem Weg nach Whitehorse wo der Sohn dann, ungeplant, morgen in die Heimat in die Region Seattle/Washington zurückfliegt. Der Vater fährt die ca. 3.000 km nach Haue dann allein zurück. Trotzdem Glück im Unglück, dem Sohn ist nichts passiert. Das ist nun schon der dritte Unfall, von dem ich höre, der während meiner Zeit hier auf dem Dempster passiert ist. Ihr erinnert euch an das Wrack der BMW 1250 GS? Im Stau vor der Ampel war ein anderer Wartender gut informiert und berichtete das der Fahrer sich (nur) den Arm gebrochen hat. Ein weiterer Fahrer hatte ca. eine Woche vor meinem Aufenthalt hier einen schweren Unfall, den er leider nicht überlebt hat. Die Strecke war dann eine Woche gesperrt, da die Behörden den Unfallort und die Beteiligten Fahrzeuge (ein LKW war beteiligt) in diesem Zeitraum polizeilich untersucht haben.

Ich bin ein Glückskind, nach dreißig Minuten Wartezeit kommt ein „Pilot Car“ und führt die Wartenden durch die 70 km lange Straßensperrung. Hätte ich hier an dieser Stelle wieder umdrehen müssen, hätten das anstelle weiterer 300 km nach Whitehorse, dann 1.100 km nach Whitehorse für mich bedeutet. Die 70 km Durchleitung durch die Waldbrandregion hatten es in sich. Dichter Rauch in der Luft, teilweise nur 200 Meter Sichtweite. Ich konnte mehrfach die Flammen am Waldrand züngeln sehen. Das meiste war aber schon erloschen oder abgelöscht. Trotzdem war es eine sehr gespenstige Atmosphäre. In Deutschland hätte man in dieser Situation da niemals Autos durchgelassen, allerdings haben wir auch mehr Straßen die man als Umleitung nutzen könnte, hier gibt es halt nur diese eine Straße. Auf ca. 200 km Fahrtstrecke hängt der Rauch in der Luft, besonders sammelt sich dieser in den Tälern. Der Rauch brennt es in den Augen und das Atmen ist unangenehm.

Trotzdem, ich freue mich das ich durchgekommen bin und ich mir somit einen relativ entspannten Nachmittag machen kann. Vor Whitehorse kommt irgendwo im Nichts bei „Carmacks“ dann noch eine Tankstelle, da fahren dann wieder alle ran zum Tanken. Ich frage mich warum solcher Tankstellen, wo jeder ran muss dann immer nur 1-2 Tanksäulen haben. Es dauert. Während ich warte treffe ich ein junges deutsches Pärchen, die mit ihrem 18 Monate alten Nachwuchs für 12 Monate im Allrad-Camper unterwegs sind. Sie haben beide Elternzeit genommen und wollen sich diesen Traum erfüllen das sie genau wissen das dann erstmal für 15 bis 20 Jahre Schluss damit ist. Eltern unter euch wissen, was ich meine. Darum: „Machen, nicht warten“

Ich cruise langsam weiter nach Whitehorse und beziehe das „Destination Familiy Hotel“ für die nächste Nacht. Es ist einigermaßen preiswert und anscheinend bei Bikern beliebt. Einige Motorräder stehen schon vor der Tür, auch Vater und Sohn von der Straßensperrung treffe ich hier wieder. Man trifft in Whitehorse meist sowieso alle wieder. Es ist mit ca. 30.000 Einwohnern die größte Stadt im Umkreis von ca. 1.000 Kilometern. Am späten Nachmittag drehe ich noch eine „zu Fuß Runde“ durch die übersichtliche Innenstadt und gehe zu meiner Lieblings Fastfood Kette in Kanada: Tim Hortons




Dienstag, 25. Juni 2024

Tag 10/11 => Rückweg + Ich brauche eine Pause => Inuvik - Dawson City

Montag/Dienstag, 24/25.06.24
gefahrene Kilometer: 770 km

Der Tag beginnt wieder früh. Ich stelle mir für 04:00 Uhr morgens den Wecker. Ich schreibe morgens meist die Beiträge des Vortages, da ich am Abend des „erlebten“ meist so platt bin das ich mich nicht mehr darauf konzentrieren kann. Morgens klappt das bei mir besser. Nach dem „zusammenschreiben“ dann noch alles zusammenpacken, ein kleines Frühstück incl. Kaffee aus der Kaffeemaschine die auf dem Zimmer steht. Dann noch alles auf dem Motorrad verstauen und „ruck zuck“ sind wieder drei Stunden vergangen. Es ist sieben Uhr. Der Rückweg von Inuvik nach Dawson City, über die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg, beginnt. Viel später hätte der Start nicht werden dürfen, da ich die gut 770 km bis Dawson City wieder durchfahren möchte. Das Wetter ist gut, die Sonne scheint, das passt. Ein weiterer Grund ist das die Mückenbelastung hier oben so hoch ist, dass ich nicht gewillt bin unterwegs mein Zelt aufzubauen, da an draußen sitzen oder geschweige denn nur länger irgendwo rumstehen nicht zu denken ist. Insofern fällt die Entscheidung „durchzufahren“ nicht schwer.

Ich fahre los, die ersten 200 km fahre ich fast allein. Als erstes wieder über die Fähren von Peel River und Mackenzie River. Ich habe die Abfahrt gestern schon so vorgeplant, dass ich mehr oder weniger mit Betriebsbeginn um 08:15 Uhr bzw. 09:15 Uhr an den Fähren ankomme. Früher losfahren hätte also keinen Sinn gemacht, man hätte and en Fähren warten müssen. Auf der zweiten Fähre bin ich allein. Eine exklusive Überfahrt nur für mich. Nach ca. 200 km geht es dann langsam los, die ersten Fahrzeuge, die sehr früh in die andere Richtung gestartet sind, kommen wir entgegen. Das sind meist große Trucks die Versorgungsgüter und Benzin nach Inuvik bringen. Die Trucks ziehen eine unglaubliche Staubwand hinter sich her. Wenn so ein LKW vorbeifährt muss ich unmittelbar sofort anhalten, da ich nichts mehr sehe. Das dauert dann so 2-3 Minuten, dann geht es weiter, das wiederholt sich zigmal. Wenn so ein Truck vor einem herfährt und man diesen so langsam einholt bringt einem das Garnichts da an Überholen mit dem Motorrad überhaupt nicht zu denken ist. Das ist anscheinend der Preis den ich für das tolle und trockene Wetter zahlen muss. Ansonsten möchte ich an dieser Stelle auf keine weiteren Unterwegs Punkte eingehen, es sind ja die gleichen wie bei der Hinfahrt. Nach 12 Stunden Fahrt mit wenigen Pausen erreiche ich wieder den Einstieg des „Dempster Highway“, ca. 30 km von Dawson City entfernt. Ich bin komplett zu gestaubt, kein Reißverschluss funktioniert mehr richtig, das Helmvisier schließt nur noch mit hohem Kraftaufwand. Die Packrollen sind von einer dicken Staubschicht überzogen. So kann ich auf keinen Fall mein Gepäck entpacken, jedes Kleidungsstück was ich aus den Rollen entnehmen würde wäre sofort schmutzig. Der erste Besuch gilt daher einem Münz-Hochdruckreiniger den ich bei meiner ersten Übernachtung schon, direkt neben meinem damaligen Hotel, entdeckt hatte. Ich hatte nun extra bei einem Halt unterwegs im „Eagle Plains Hotel“ meinen dortigen Kaffee bar bezahlt und gebeten, mir das Wechselgeld passend für den Münz-Hochdruckreiniger wiederzugeben. Passt, ich stehe am Hochdruckreiniger und versuche den Staub der letzten Tage loszuwerden. Naja, ohne Schaum, etc geht das nur Suboptimal. Es handelt sich halt nur einen Kaltwasserstrahl, mehr nicht.

Im Anschluss an die Waschaktion fahre ich noch in den örtlichen Supermarkt und kaufe ein paar Getränke. Ich checke kurz die aktuelle Mückenlage, wenige Mücken sind hier „unterwegs“. Ich fahre zum „Gold Rush Camp Ground“ mitten in Dawson City und baue mein Zelt auf. Kein Staub, keine Mücken, herrlich. Der Platz hat ca. 80 Plätze, ich entscheide mich für einen „besseren Platz“ incl. Sitzbank, Strom und Wasseranschluss. Ich bezahle den gleichen Preis wie auch für Wohnmobile, ca. 50 Euro die Nacht incl. Benutzung der Duschen und Internet/WLAN. Der Platz ohne Wasser und Strom wäre billiger gewesen. Ich checke für zwei Nächte ein, durch das hohe Tempo der Letzen Tage, ohne Zwischendurch Übernachtung auf dem „Dempster“, habe ich mir einen Tag extra sozusagen herausgefahren. Ich bin der einzige Camper mit Zelt auf dem Platz, neben mir und überall auf dem Platz nur Truck-Camper und große Wohnmobile. Ich erwärme mir ncoh ein mitgebrachtes Fertiggericht auf dem Gaskocher, dusche mir den Staub runter und krabbele gegen 23:00 Uhr in meinen Schlafsack.

Der nächste Morgen:

Seit zehn Tagen war das die erste Übernachtung ohne Wecker. Ich schlafe bis 09:00 Uhr und krabbele bei blauem Himmel, Sonnenschein und locker 25 Grad Celsius aus dem Zelt. Was habe ich doch ein Glück mit dem Wetter. Ich vermute (oder hoffe), das Top Wetter ist die Entschädigung für mich das ich bei der letzten Reise im Herbst 2023 auf dem Weg von Vancouver nach San Diego über 1.000 km im Dauerregen gefahren bin und von den Staaten Washington und Oregon bei der erwähnten Reise nur wenig gesehen habe.

Was ist heute geplant? Nahezu nichts! „Lady orange“ und ich brauchen dringend mal eine Pause. Die Letzen zehn Tage waren von hohen Kilometerleistungen (bisher 4.500 km in neun Fahrtagen) geprägt. Wenn abends die Sonne lange scheint (oder nie untergeht) schlafe ich auch weniger, weil der Körper einem vermutlich suggeriert das man noch nicht schlafen muss, da es noch hell ist. Das merke ich so langsam, mein „Konditionslevel“ sinkt. Ich werde mich heute ausruhen und in der Sonne auf meiner persönlichen Sitzbank auf meiner Camping-Parzelle sitzen. Des Weiteren werde ich mich ein wenig um die Technik von „Lady orange“ kümmern, den Luftfilter prüfen und die Kette fetten. Kette fetten ist ja, in den letzten Tagen, bei der Staubentwicklung ausgefallen. Kettenfett und Sand bzw. Staub sind bekanntlich keine gute Mischung.

Am Nachmittag gehe ich in die Stadt gehen und lasse mich ein wenig treiben. Ich gehe noch einmal am „Jack London“ Museum vorbei. Diesmal hat es geöffnet, bei meinem Letzen Besuch hier war es geschlossen. Ich gehe rein, aber es ist im Prinzip nur eine kleine Ansammlung von Fotos, das fand ich jetzt nicht so spannend. Weiter durch die Straßen (die übrigens alle keinen festen Straßenbelag haben) in Richtung Hauptstraße. Ich möchte mich in ein Café setzen, doch das hat geschlossen mit dem Hinweis auf die umliegenden Waldbrände. Evtl. kommt ja das Personal des Cafés nicht „durch“ bis Dawson. Ich finde aber noch ein Bistro wo ich meinen Kaffee bekomme. Ich setze mich an einen der Tische draußen und beobachte ein wenig das Treiben auf der Straße. Am späten Nachmittag gehe ich langsam zurück zum Campingplatz und bereite mir mein Abendessen zu. Im Alukofffer der Kawasaki findet sich dazu noch ein letztes Fertiggericht, prima das muss eh weg, das Urlaubsende steht ja so langsam vor der Tür. Am Abend gehe ich noch einmal in die Stadt, ich habe etwas ganz Spezielles vor. Ich gehe in das „Downtown Hotel“ an die Bar und möchte Mitglied im „Sourtoe Cocktail Club“ werden.

Ich bin jetzt Mitglied Nummer 115436 im "sourtoe cocktail club" (saurer Zeh Club). Ein echter mumifizierter Zeh wird in ein Glas "Yukon Whiskey" gelegt und du musst den Zeh in den Mund nehmen oder mindestens mir den Lippen berühren. Wenn du den Zeh verschluckst: 2.500 Dollar Strafe. Ich weiss aktuell garnicht was ekliger ist, das es ein echter menschlicher Zeh ist oder das den schon 115435 andere Personen vorher im Mund hatten, ich hoffe der Whiskey desinfiziert ausreichend. Übrigens war der erste Zeh der abgefrorene Zeh eines Goldsuchers. Mittlerweile sind es Spenden vom Menschen die ihrem Rasenmäher in Badelatschen "zu nahegekommen“ sind.