Freitag, 28. Juni 2024

Tag 13/14 => Ende Gelände! => Rückweg: Whitehorse und Vancouver

Donnerstag/Freitag, 28/29.06.24
gefahrene Kilometer: 140 km

Nun bin ich also fast am Ziel. Ich lagere heute mein Motorrad in der Nähe bei Roman ein. Roman wohnt in Tagish, einem Dorf gleich neben Whitehorse. Allerdings muss ich, „gleich neben“ noch mal für das deutsche Verständnis von „gleich neben“ einordnen. „Gleich neben“ bedeuten hier 110 Kilometer. Am Vormittag schlendere ich noch ein wenig durch Whitehorse. Ich fahre zum wenige Kilometer entfernten „Miles Canyon“, einem kleinen Canyon kurz vor der Stadt, wo der Yukon durch eine Schlucht fließt. Bekannt ist diese Stelle daher das die Goldsucher dort ihre Ladung von den größeren Schiffen auf keine Boote oder sogar auf eine am Ufer fahrende, von Pferden gezogenen Loren Bahn umladen mussten, da die Stromschnellen in diesem Canyon zu heftig für eine sichere Passage waren. Von diesen Stromschnellen in diesem Canyon hat Whitehorse übrigens seinen Namen. Die Stromschnellen sahen für die damaligen Ureinwohner aus wie die Mähne eines weißen Pferdes. Heute ist der Fluss für ein in der Nähe liegendes Wasserkraftwerk angestaut, die Stromschnellen sind in der Tiefe des Flusses verschwunden. Auf dem Rückweg in die Stadt fahre ich noch einmal, wie schon vor zwei Jahren, bei dem Schaufelraddampfer „S.S. Klondike“ vorbei, der hier an Land, als Museum liegt. Vor zwei Jahren war dieser wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Ich mache es kurz, der Dampfer ist immer noch geschlossen, Mitarbeiter sagen wir das die Renovierung sehr umfangreich ist und das es noch weiter fünf Jahre dauern kann bis dieser wieder für Besichtigungen im inneren freigegeben wird.

Gegen Mittag fahre ich dann rüber nach Tagish. Roman wohnt, für deutsches Verständnis, sehr einsam. Es ist eine Waldsiedlung wo verstreut einige Häuser, auf ziemlich großen Grundstücken, stehen. Es gibt Strom und Telefon ans Haus, aber kein Wasser und Abwasseranschluss. Wasser holt man sich dort zentral in Kanistern, manche Anwohner pumpen es sich aus dem nur ca. 100 Meter von den Grundstücken entfernten kristallklaren „Tagish Lake“. Ohne Standortangabe von Roman vorab hätte ich das Haus nie gefunden. Wir gehen zusammen an den See, das Wetter ist super, ich sehe zwei Personen im (kalten) See baden. Wir quatschen ein wenig, dann stelle ich „Lady orange“ in einen Schuppen auf Romans Grundstück, ich packe meine Tasche und checke noch einmal was für die nächste Tour von Wolfgang im Herbst alles am Motorrad verbleiben kann bzw. muss. Ich hatte ja viel aus Deutschland mitgebracht. Die Campingausrüstung, das Werkzeug, Ersatzteile und Improvisationsmaterial, das alles bleibt hier am Motorrad. Am späten nachmittags fährt mich Roman mit seinem „6 Meter GMC Yukon“ zurück nach Whitehorse. Wir drehen noch einen Schlenker über den Ort „Carcross“. Hier kamen die Goldsucher nach ihrem beschwerlichen Weg über den „Chilkoot Pass“ an, bevor sie sich dann ab Whitehorse mit (anfangs) selbst gebauten Booten, später mit den Raddampfern, auf den Weg nach Dawson City machten um dort ihr Glück zu suchen oder im leider sehr seltenen Fall, dort auch zu finden. In „Carcross“ wird an diese Zeit erinnert. Es gibt einige Shops im „Goldgräber Stil“ und ein, mittlerweile leider ausgebrannter, Raddampfer ist ausgestellt. Es gibt am naheliegenden See sogar einen Sandstrand (wer hätte so etwas hier vermutet). Einige hartgesottene baden in dem Kalten See.

Gegen 20:00 Uhr komme ich in meinem Hotel an, ich packe noch einmal alles penibel um, damit auch wirklich alles, was ich noch mit zurücknehmen möchte, in eine große Reisetasche passt. Ich gehe relativ früh schlafen, der Tag morgen wird sicher noch einmal anstrengend.

Der nächste Tag….

Gegen 10:30 Uhr steht das vorbestellte Taxi vor dem Hotel. Uber scheint es hier (noch) nicht zu geben, das hatte ich vorab in der entsprechenden App gecheckt. Die Fahrt zum Flughafen ist nach ca. 20 Minuten erledigt. Der Flughafen von Whitehorse ist recht übersichtlich, um nicht zu sagen, klein. Allerdings wird dieser gut frequentiert, im Schnitt würde ich sagen, geht pro Stunde eine Maschine nach Vancouver oder Calgary. Wenige Maschinen gehen auch nach Dawson City oder Inuvik. Das ist evtl. gut zu wissen, falls ihr mal ähnliches vorhabt, aber aufgrund eines Ausfalls des Motorrades evtl. in Dawson City oder Inuvik hängen bleibt. Man kommt dann zumindest von dort, wenn auch ohne Motorrad, weg und riskiert nicht seinen Flug in Richtung Heimat zu verpassen. Der Flug von Whitehorse nach Vancouver ist mit ca. 2,5 Stunden Flugzeit recht kurz. Ich saß auf der rechten Seite am Fenster und hatte eine bombastische Aussicht. Riesige Gletscherfelder, die Gletscherzungen leuchten hellblau in der Sonne. Nach Vancouver rein, überfliegt ihr den Stanley Park und könnt auch Vancouver Island recht gut sehen, gutes Wetter natürlich vorausgesetzt.

In Vancouver angekommen schnappe ich mir einen Uber. Das Wetter ist sonnig, 22 Grad. Der Uber Fahrer erwähnt noch das ich Glück habe, es hätte die letzten drei Tage geregnet, heute wäre der erste Tag mit Sonne. Klasse, somit verfolge ich das schöne Wetter schon auf der ganzen Reise. Ich erreiche mein, ziemlich spezielles, Hotel. Es ist ein Kapselhotel in der Nähe des Flughafens. Da die Hotelpreise in Vancouver aktuell für ein annehmbares Hotel bei mindestens 250 Euro liegen, ich morgen früh um 06:00 Uhr am Flughafen sein muss und ich eh nur ein paar Stunden schlafe, beschließe ich in der Nähe des Flughafens zu bleiben. Ca. drei Kilometer vom Flughafen entfernt liegt die Stadt Richmond. Diese ist mit Vancouver zwar zusammengewachsen, ist aber eine eigenständige Stadt. Hier probiere ich nun das erste Mal in meinem Reiseleben ein Kapsel-Hotel (ca. 80 Euro) aus. Es ist ziemlich modern, besteht im Prinzip aus zwei großen Räumen wo jeweils ca. dreißig Betten, je zwei übereinander, stehen. Über die Rückseite des Bettes krabbelt man hinein, ein Rollo verschließt dann das Ende. In der Kapsel hat man Licht, Strom und USB-Anschluss, einen Spiegel und einen ausklappbaren Tisch. Speziell ist das man Hausschuhe bekommt und seine Schuhe in einem Spind einschließen muss. Mehrere Spinde, die alle mit einem elektronischen Chip zu öffnen sind, gehören zum „Bett“ dazu. Es gibt eine Gemeinschaftsküche mit kostenlosem Kaffee.Ich checke ein, die Dame vom Empfang erklärt mir alles, dann bin ich auch schon wieder auf der Straße, auf dem Weg zur U-Bahn. Nur ca. 10 Minuten Fußweg von meiner „Schlaf-Wabe“ entfernt ist die Station der „Canada Line“. Diese U-Bahn fährt mich in ca. 45 Minuten für nur drei Euro Fahrpreis direkt an die Waterfront von Vancouver. Ein Uber wäre auch nicht schneller und würde ca. 40 Euro kosten.

Gergen 16:00 Uhr bin ich in der Stadt. Ich laufe eine große Runde durch Gastown, die Innenstadt, über die Robson Street und zum Coal Harbour. Wie jedes Mal, wenn ich in Vancouver bin, schaue ich fasziniert den Wasserflugzügen zu, die mitten an der Waterfront, in der Nähe des Canada Place liegen und immer wieder starten und landen. Am Pier des „Canada Place Terminal“ legen die Kreuzfahrtschiffe mitten in der Stadt an, heute liegt hier aber kein Schiff. Also nix mit „Schiff gucken“. Gegen 20:00 Uhr steige ich an der „Waterfront station“ wieder in die U-Bahn, zurück nach Richmond und lege mich im Hotel in meine Kapsel. 

Ein sehr ereignisreicher und abwechslungsreicher Urlaub ist nun zu Ende......
Ab nach Hause!


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