Sonntag, 16.06.24
gefahrene Kilometer: 450 km
Gegen 03:00 Uhr wache ich. War mir im Prinzip klar, der Jetlag schlägt wieder zu. Im Ergebnis heißt das, dass die Nacht ziemlich kurz war. Ca. 3,5 Stunden Schlaf, aber was solls. Ich greife mir das Laptop und schreibe die Erlebnisse des Vortages nieder. Olli wacht kurz auf, ihn stört das klickern auf der Tastatur. Er hat komischerweise nie Probleme mit der „inneren Uhr“ (Wir sind hier 10 Stunden vor deutscher Zeit), außer wenn ich mitten in der Nacht im Bett neben ihm auf der Tastatur herum klickere…o.k. ich verlasse das Zimmer und setze mich in die Hotellobby.
Ab 05:00 Uhr gibt es kostenlosen Kaffee, der in großen Pumpkannen neben der Rezeption bereitgestellt werden. Gegen 06:00 wacht nun auch Olli auf und wir installieren nun weitere Dinge an den Motorrädern um diese reisefertig zu machen. Gestern hatten wir die Motorräder in wenigen Stunden mit dem „groben“ Material, wie z.B. Koffer, ausgerüstet, heute sind die Feinheiten dran. Sonnenaufgang war um 04:00 Uhr so dass wir gegen 06:30 Uhr schon mit Sonne und besten Lichtverhältnissen auf dem Parkplatz stehen und Dinge wie z.B. eine 12-Volt Steckdose, den Tankrucksack und eine Halterung für das Navi an den Motorrädern montieren.
Nun sind die Motorräder komplett und nach insgesamt ca. sieben Arbeitsstunden (gestern und heute zusammengerechnet) ist alles montiert und alles ist an den Motorrädern an dem Platz wo es auch hingehört. Gegen 09:00 Uhr verlassen wir unser „Motel 6“ und steuern einen Walmart an um uns weiter auszurüsten. Einige Lebensmittel, Gaskartuschen und ein kleiner Gaskocher (unser mitgebrachter Kocher passt leider nicht auf die amerikanischen Gaskartuschen) stehen auf unserem Einkaufszettel. Zu guter Letzt noch in den „Polar Bear Gift Shop, einen Touristen Souvenirshop, in dem wir immer gern vorbeischauen, wenn wir in Anchorage sind.
Nun also endlich Motorrad fahren. Unser Tagesziel heißt Homer, im Südwesten von Anchorage gelegen. Wir fahren die ersten ca. 100 km immer am „Turnagain Arm“ entlang. Dies ist eine Meeresbucht, bei der man eine Gezeitenwelle beobachten kann. Wir sind bei Ebbe losgefahren und unterwegs konnten wir gut erkennen wie sich mit aufkommender Flut eine Welle von geschätzt 30cm Höhe in das Landesinnere „gerollt“ hat. Der Tidenhub hier beträgt immerhin bis zu 11 (!) Meter. Das Wetter ist glasklar, es sind ca. 25 Grad, strahlend blauer Himmel. Wir halten an einer Picknickzone an der Straße an und machen eine Mittagspause. Die Straße säumen schneebedeckte Berge. Das Fahren macht so echt Spaß. Ein tolles Panorama und tolles Wetter, teilweise sogar schon etwas zu warm zum Motorrad fahren. Links und rechts der Straße gibt es immer wieder etwas zu sehen. An einer Kreuzung sammelt der örtliche Rettungsdienst Spenden, wir sind mit 5 Dollar auch gern dabei. Die Gegend hier ist teilweise ziemlich einsam, da ist man auf einen funktionierenden Rettungsdienst mit gut ausgestatten Fahrzeugen angewiesen. Olli quatscht ein wenig mit der „Sammlerin“ vom Rettungsdienst und wir machen ein paar Fotos. Im Hintergrund der Straßenkreuzung spiegelt sich die Bergkette in einem See, Ein tolles Fotomotiv ist da garantiert. Dann geht es weiter. Wir verfahren uns! Oh Mann, wir fahren nach Navi, es gibt im Prinzip nur eine Straße, aber wir verpassen den Abzweig, wie peinlich. Das Kostet uns einen 60 km Umweg und Stunde Fahrzeit mehr. Nun ist Tanken angesagt. So viele Tankstellen gibt es hier nicht und als eine kleine Tankstelle am Straßenrand auftaucht beschließen wir zu tanken. Ca. 4 Dollar für eine Gallone. Das entspricht umgerechnet ca. 1 Euro pro Liter. Wenn ich bedenke ,das wir hier ziemlich weit draußen bzw. „abseits“ sind und ich z.B. in Kalifornien schon 1,60 Euro und mehr für einen Liter bezahlt habe, ist das mehr als fair.
Gegen 19:00 Uhr erreichen wir unser Hotel das „Driftwood Inn“ (Driftwood = Treibholz). Das Hotel gehört mit ca. 160 Euro/Nacht zur günstigen Sorte hier in Hommer. Es hat schöne Zimmer mit Bad auf dem Flur (10 Zimmer teilen sich zwei Badezimmer) und ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer (mit Kamin und Klavier), das alle Gäste nutzen können. Nett gemacht, kein Vergleich zu den Standard Hotelketten. Wir checken ein und fahren noch ca. fünf Kilometer zur eigentlichen Attraktion hier, dem „Homer Spit“. Der „Spit“ ist eine sieben Kilometer lange Landzunge, auf ihr befinden sich der Bootshafen von Homer und viele touristische Einrichtungen wie Hotels und Restaurants…und jetzt kommen wir zum Titel dieses Beitrages: Der Ort ist der westlichste Küstenort auf der Kenai-Halbinsel den man über das Alaska Marine Highway System erreichen kann. Heißt im Klartext: hier ist das ENDE der Straße.
Zum Schluss noch eine Antwort auf die Frage: „Lohnt sich der lange Weg runter von Anchorage nach Kenai? Wir sagen: jein. Homer ist von schneebedeckten Bergen umgeben, die Aussicht ist spektakulär. Ansonsten sollte man Fisch mögen. Entweder als Angler (Homer ist die heimlich Heilbutt Hauptstadt…hier werden Exemplare mit 150 kg gefangen) oder man sollte Fische als Speise mögen, da auf dem Hommer Spit sich ein Fischrestaurant an das Nächte reiht. Ansonsten sagen wir, ist der Ort wenig sehenswert, und die letzten 150 km der Anreise ziehen sich wie Kaugummi über eine nicht wirklich interessante Straße.
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