Sonntag, 23.06.24
gefahrene Kilometer: 320 km
Nach einem kleinen Frühstück auf dem Zimmer (ich habe dafür immer etwas Marmelade und Toast im Motorradkoffer bei den Touren dabei) gehe ich zur Rezeption und melde mich offiziell an. Der Wachmann gestern Nacht war ja etwas überfordert mit meiner Ankunft. Die Rezeption ist mittlerweile besetzt und ich erkläre noch mal das ich im Prinzip ca. 12 Stunden zu früh angereist bin. Der Hotelmitarbeiter meinte dann aber es ja schon nach Mitternacht gewesen sei und somit das Datum der Anreise ja passen würde, er würde mir nichts extra berechnen. Cool, das sind dann (fast) zwei Übernachtungen zum Preis von einer. Sehr fair, das nehme ich gern an.
Den Vormittag nutzte ich um mir ein wenig Inuvik anzuschauen. Inuvik wurde 1958 als Ersatzort, für das langsam in dem wiederkehrenden Frühjahrs-Hochwasser versinkende Aklavik gebaut und hat ca. 3.500 Einwohner. Der Ort diente noch in den 50érn überwiegend als Versorgungs-Mittelpunkt für in der Nähe befindlicher Radar-Abhörstationen im kalten Krieg. In den 1970érn trugen Öl und Gas Funde hier oben in Norden zur Entwicklung des Ortes bei.
Ich schaue im „Arctic Regional Visitor Center“ vorbei und lasse mir eine Karte des Ortes bzw. einige Infos zu Inuvik geben. Neben dem Center ist ein ausrangiertes Sportflugzeug welches als Wetterfahne dient. Das Wahrzeichen des Ortes ist aber die kreisrunde „Igloo Church“, eine Kirche in Form eines Iglus. Im Innern sind Wandmalereinen einer Inuit Künstlerin zu sehen, die ich aber nicht zu Gesicht bekomme, da gerade ein Gottesdienst läuft, da möchte ich nicht stören. Ich schaue noch im „Welcome Center“ vorbei und frage nach Aufklebern. Der Mitarbeiter ist sehr hilfsbereit und überschüttet mich förmlich mit Werbeartikeln von Inuvik. Ich solle noch doch ein paar Kugelschreiber mitnehmen und übrigens gibt es auch ein Zertifikat für das Übertreten des Polarkreises, der Bürgermeister von Inuvik hätte das persönlich unterschrieben. Na wenn der Bürgermeister das unterschrieben hat, dann nehme ich das natürlich mit. Ich schaue mir noch einige Häuser im Ort an. Interessant zu sehen, die Häuser stehen alle auf Stelzen, damit die Wärme die die Häuser abgeben, den Permafrostboden nicht taut. Würden die Häuer nicht auf Stelzen stehen, würden sie den Boden tauen und in diesem dann langsam versinken. Auch die Versorgungsleitungen der Häuser (Fernwärme, Frisch und Abwasser) führen auf Stelzen zu den Häusern.
Ich schlendere noch weiter durch den örtlichen Supermarket und halte dann noch am Ortsausgang auf einigen kleinen Schrottplätzen an um mir evtl. ein altes Nummernschild der „Northwest Territories“ als Souvenir zu organisieren. Die Nummernschilder haben die Form eines Eisbären und sehen wirklich toll aus. Auf einem der kleinen Schrottplätze werde ich fündig. Die Tür zum Buro des Schrottplatzes ist offen, ist aber niemand da. Ich warte noch zwanzig Minuten, rufe mehrmals laut ob jemand da ist. Nach einer halben Stunde hole ich den Schraubendreher raus und werde selbst tätig. Das Auto meiner Wahl hatte keinen Motor mehr und war auch sonst ziemlich zerpflückt, ich denke es braucht das Nummernschild nicht mehr.
Mittlerweile ist es 13:00 Uhr, auf der Hauptstraße leuchtet ein Thermometer. Es sind 17 Grad, die Sonne scheint. Schnell noch Tanken (wieder ca. 1,80 Euro pro Liter) und dann breche ich auf nach Tuktoyaktuk. Die knapp 150 km hören sich leicht und einfach an, entpuppen sich aber als schwerster Streckenabschnitt seit Dawson City. Auf ca. 100 km von den insgesamt 150 km wurde frischer Schotter aufgebracht. Dieser ist an manchen Stellen ca. 10 cm tief und besonders in den Kurven haben die Reifen der Autos tiefe Spurrillen reingefahren. Mit dem Motorrad sind diese tiefen Kies Spurrillen sehr unangenehm. Bei langsamer Fahrweise schlingere ich teilweise fast über die gesamte Breite der Fahrbahn. Da hilft nur Tempo. Hört sich blöd an, aber je schneller, desto besser. Ich fahre also ca. 80 km/h. Lenker gut festhalten, das Vorderrad versetzt es manchmal um einen halben Meter. Nach drei Stunden komme ich mit verspannten Schultern in „Tuk“, wie es hier nur genannt wird, an.
Am Ortsrand, steht das Schild vor dem jeder Reisende das obligatorische Beweisfoto macht. Das war es dann also: Mein Hauptziel und mein Umkehrpunkt dieser Reise sind erreicht. Noch schnell eine Runde durch den Ort gedreht. Wirklich schön ist hier nichts. Es sieht ziemlich unaufgeräumt aus, am Ortseingang ist die Müllkippe des Ortes. Ich fahre zum Strand des Nordpolarmeeres oder der „Arctic Sea“ wie dieses Meer im englischen genannt wird. Ich halte eine Hand rein, schön kalt ist das Wasser. Noch dein Kaffee im örtlichen „Convencience Shop“ organisiert und dann geht es zurück. Nach drei Stunden anstrengender Rückfahrt (tiefer Schotter, siehe oben) erreiche ich wieder Inuvik. Nun noch volltanken, damit ich morgen früh meine Rückreise antreten nach Dawson City antreten kann. Gegen 21:00 betrete ich wieder mein Hotel. Nun noch ein paar Dinge für die Rückfahrt (wann fahren die Fähren? Wie ist der Wetterbericht für morgen?) recherchieren, dann geht der Tag zu Ende.
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