gefahrene Kilometer: 15 km
Tell me, doctor
Where are we going this time?
---------
Is this the fifties?
Or nineteen ninety-nine?
---------
Take me away
I don't mind
You better promise me
I'll be back in time
(Huey Lewis & the News)
Nun geht es also wieder los. In Vorbereitung auf diese Reise habe ich seit Tagen diesen Ohrwurm von Huey Lewis im Kopf….es geht für uns „Back in Time“.
Wobei im Song der Satz eigentlich wörtlich meint das „man pünktlich (aus der Zukunft) zurück sei“, ich übersetze es mal für unsere Reise mit „(wir reisen) ZURÜCK IN DER ZEIT“. Wir reisen sind zwar nicht die „50er“ und auch nicht nach 1999 wie im Liedtext, aber der Beginn UNSERER jetzigen Reise in 2024 ist exakt wie schon in 2019…:
…Olli ist wieder dabei und wir fliegen genau wie in 2019 wieder nach Anchorage um wieder eine Kawasaki KLR 650 bei „The motorcycle shop“ von unserem Verkäufer Andrew zu übernehmen. Insofern müssen WIR singen „Is this 2019 ...or 2024?“
ABER WARUM brauchen Olli und ich eigentlich ein neues Motorrad?
Hier die Erläuterung: Olli hatte seine Kawasaki Versys 300 direkt nach unserer ersten gemeinsamen Reise 2019 in Seattle verkauft. Ich hatte, wie auch im „Reiseabschnitt 4“ erwähnt, „Lady Blue“ nach meiner Letzen Reise im September 2023 bei Chris in Encinatas (San Diego) abgestellt. Wolfgang hat die Maschine dann dort im Mai 2024 noch einmal bei Chris in Encinatas abgeholt um weitere 10.000 km Reise durch Kalifornien/Nevada und Arizona zu reisen. Nach Wolfgangs Reise war „Lady Blue“ nun 15 Jahre alt, hatte 70.000 km „auf der Uhr“, beide Reifen waren verschlissen und der Kettensatz war „durch“. Eine Grundrenovierung für mehrere tausend Euro wäre nun für die KLR 650 -nach fünf Jahren in unserem Besitz- notwendig gewesen. Wir haben dann die Kawasaki nach Wolfgangs Reise einem Freund von Chris (der neue Besitzer heißt Ed) für Null Euro in Kalifornien übergeben. Dafür kümmert sich Ed um die ordnungsgemäße Abmeldung in Alaska. Insofern eine „win win“ Situation für beide. Ed hat was günstiges „zum schrauben“, wir brauchen nichts (Null Euro) mehr zu investieren und können zudem sicher sein, dass die Abmeldung ordnungsgemäß durchgeführt wird. Good Bye „Lady Blue“. Unsere BMW 650er hatten wir ja bereits in San Miguel de Allende (Mexiko City) verkauft. Wir sind somit in Nordamerika also aktuell komplett „Motorradlos“.
Soviel also zur kurzen Einleitung warum Olli und ich nun wieder zusammen auf dem Weg nach Anchorage sind ….aber nun alles der Reihe nach:
„BACK IN TIME“…
Samstag, morgens 07:00 Uhr. Ollis Ehefrau Susanne fährt uns zum Flughafen nach Hannover. Es geht diesmal von Hannover nach Frankfurt und von dort direkt in ca. neun Stunden Flugzeit nach Anchorage. Das ist für uns neu, da die Flüge nach Anchorage bei den bisherigen Reisen immer - mit Umstieg - über Vancouver/Kanada oder Seattle/USA gingen. Mit dem Direktflug sparen wir uns heute nicht nur einen Umstieg, sondern auch das Einsammeln unseres Gepäcks mit anschließender Neuaufgabe incl. zollrechtlicher Einreise, da ja dies immer beim ersten (umsteige-) Flughafen in den USA bzw. Kanada erfolgen muss. Das Flugerlebnis mit „LUFTHANSA operated by DISCOVER AIRLINES“beginnt.
Es geht schon einmal damit los, das die Maschine ab Hannover mit einer Stunde Verspätung losfliegt. Wir können allerdings froh sein das die Maschine ÜBERHAUPT fliegt da kurz nach Ankunft der Maschine diese gleich von einem kompletten Feuerwehrzug umstellt wird, Später erfahren wir das es eine Warnmeldung im Cockpit bezüglich überhitzter Bremsen gab, was sich aber als Fehlalarm herausgestellt hat.
Kurz vor Start wir seitens des Bodenpersonals am Counter noch mal gebeten größeres Handgepäck mit aufzugeben, da die Maschine sehr voll sei. Olli reist mit einem größeren Motorradkoffer als Handgepäck. Passagiere sprechen Oliver schon darauf an ob DAS wirklich noch als Handgepäck durchgeht, der Typ an der Sicherheitskontrolle dachte allen Ernstes das es eine Transportbox für „Organe“ sei (die müssen wohl so ähnlich aussehen). Das Ende vom Lied war das die Box zu groß war und als zusätzliches (kostenloses) Gepäckstück mit aufgegeben werden musste. In diesem Kontext hat die Dame auch gleich „MEIN“ Handgepäck (eine große Reisetasche) gesehen und mich aufgefordert auch diese abzugeben. Schöner Mist, in Ollis Koffer und in meiner Reisetasche sind unsere Motorradklamotten. Wir hatten diese bei uns „am Mann“, da WENN die Motorradkleidung nicht in Anchorage ankommen, können wir unseren Urlaub nicht starten und hätten ein dickes Problem. Nun haben wir also jeder DREI aufgegebene Gepäckstücke (ein zusätzliches hatten wir schon am Check-in abgegeben) ...ich bin noch nie mit DREI aufgegebenen Gepäckstücken geflogen.
In Frankfurt angekommen stellen wir fest das auch die Maschine nach Anchorage eine Stunde Verspätung hat. Das verschafft uns jetzt zumindest eine komfortable Umsteigezeit von ca. drei Stunden, macht und aber nervös, da wir in Anchorage nach Ankunft nur zwei Stunden Puffer haben,weil der Motorradshop am heutigen Samstag schon um 16:00 Uhr schließt und dann vor Dienstag früh nicht mehr öffnet.
Der Flug mit Discovery (ehemals Eurowings) war OK, zu unserer Überraschung kosten bei Discovery, auf der Langstrecke, Bier und andere alkoholische Getränke extra, das kannte ich von Langstreckenflügen so bisher nicht. Ein anderes interessantes Erlebnis war, das die Flugbegleiterin noch in der Reihe vor mir gefragt hat „Chicken oder Pasta“ ?... mir aber mein Essen dann mehr oder weniger „hingeknallt“ hat. Auf Nachfrage meinerseits, warum sie mich nicht fragt was ich essen möchte, kam die kurze Antwort: „gibt nix anderes mehr“. OK, kein Problem (es wurde Pasta), man hätte da evtl. etwas anderes „rüberbringen“ können. Auffällig war das die gesamten Flugbegleiter sehr jung waren. Alle so ca. unter 25 Jahre alt, und somit vermutlich mit recht wenig Erfahrung. Olli und ich haben uns die Frage gestellt, ob im Fall der Fälle (z.B. Evakuierung), diese Truppe das dann auch professionell und routiniert hätte durchführen können. Die Antwort überlasse ich jetzt mal dem Leser selbst. Positiv, es waren noch ein paar Sitze im hinteren Teil des Flugzeuges frei und so hatten Olli und ich jeweils den Nebensitz frei und somit mehr Platz als eigentlich gedacht. Nach einer Flugzeit von neun Stunden landen wir mit einer Stunde Verspätung in Anchorage. Die Flugstrecke war ziemlich interessant, es ging ab Frankfurt immer grob in Richtung Nordwest dann in Westlicher Richtung an der Nordspitze Grönlands vorbei, fast in Richtung Nordpol, um dann aus Richtung Norden (!) Alaska anzufliegen, zu überfliegen und dann nach dem Passieren von Fairbanks in Anchorage zu landen. So weit nördlich bin ich auch noch nie geflogen.
Kurz vor uns ist eine Condor Maschine in Anchorage gelandet, der Zoll hat vier Schalter. Ihr könnt euch denken was das jetzt heißt, ca. 400 Personen in einer Schlange. In einer Stunde schließt „The motorcycle shop“. Schnell unserem Ansprechpartner dort (Andrew) eine SMS gesendet was wir ca. eine Stunde später kommen. Andrew hatte uns im Vorfeld schon versprochen, das er auch nach Ladenschließung auf uns wartet. So war es dann auch, nach einer Stunde anstehen am Zoll konnten wir ohne Probleme einreisen, nur die üblichen Fragen ob wir Fleisch oder Obst dabeihaben, wie lange wir bleiben oder ob wir mehr als 10.000 Dollar einführen. Viermal NEIN und wir sind „drin“. Jetzt noch das Gepäck abholen (das kam in voller Anzahl ordnungsgemäß an) und ein UBER-Taxi bestellt und gegen 17:00 Uhr rollen wir auf den Hof des größten Motorradhändlers in Anchorage.
Die beiden Kawasaki KLR 650, Baujahr 2023 („Lady orange“ und „Green Ghost“) stehen schon draußen im Sonnenschein (es sind 22 Grad und es ist strahlender Sonnenschein) und warten auf uns. Andrew informiert uns noch, dass er ganz wenig Zeit habe, wir nur die Maschinen schnell übergeben bekommen und er dann leider wegmüsste. Schade, eigentlich war ein gemeinsames Essen am heutigen Abend vorab besprochen. Doch was ist das das? Keine Koffer am Motorrad! Ich hatte mit Andrew schon vor Monaten das Thema besprochen und Wolfgang hat ja extra bei seiner vorletzten Reise mit „Lady Blue“ die teuren Alukoffer von Seattle per Post (80 Dollar) nach Anchorage gesendet, damit wir diese an der neuen Maschine weiter verwenden können. Andrew war überrascht, ich sauer. Das ich angefressen bin hat Andrew wohl gemerkt und er hat noch mal den gesamten Shop (der nicht klein ist) nach meinen Alukoffern plus Topcase durchsucht. siehe da: Die Koffer haben sich angefunden: zwar immer noch wie der Postbote sie vor Monaten abgegeben hatte, mit Adressaufkleber und eingeschnürt in zig Metern Paketklebeband, aber sie sind da. Tja, das nenne ich dann mal Teilerfolg. Warum Teilerfolg? Nun, die Werkstatt hat natürlich das Topase auf dem Gepäckträger der Maschine somit NICHT befestigt, dazu hätten neue Löcher gebohrt werden müssen…und vor Dienstag hat Andrew niemanden in der Werkstatt der das übernehmen könnte. Nächstes Problem: Olli hat nagelneue Alukoffer aus Deutschland mitgebracht und er möchte dieses nun an dem neuen vorinstallierten Kofferträger der US-Marke „Happy Trail“ befestigen. Dazu hatte Olli ein passendes Befestigungsset hier zum Händler bestellt, welches nun hier vor Ort sein sollte. Fehlanzeige: nicht da!
Nun ist auch Olli sauer. Andrew entschuldigt sich für die Gesamtumstände und als ich nach der noch offenen Rechnung für die Vorabinstallation für Sturzbügel, Hauptständer und Kofferträger frage, teilt er uns mit, dass er uns jeweils diese Kosten (immerhin geschätzt 300 Euro für jeden von uns) erlässt. OK, das heilt den Schmerz und wir fangen uns auf dem leeren Parkplatz vor dem Shop auszubreiten und zu improvisieren was die Befestigung von meinem Topcase und Ollis Koffer betrifft. Die Lösung ist recht schnell gefunden; Ich binde das Topcase erst einmal mit Gurten auf den Gepäckträger. Das hält nur leider kann ich den Stauraum darin nun nicht nutzen. Was Ollis Koffer betrifft, so spendiert Andrew noch ein paar Notfallschrauben und ich befestige meine Koffer nun ab sofort nicht mehr mit vier passenden Spezialschrauben, sondern nur noch mit drei Schrauben. Ich teile mir sozusagen nun mein Koffer Befestigungs-System (es ist das gleiche, auch von „Happy Trail“) mit Olli.
Nach ca. zwei Stunden Basteln und Umpacken (mein Trolley bleibt vor Ort, den nutzt Andrew für deinen nächsten Urlaub) können wir gegen 19:00 Uhr im Hotel an. Mittlerweile bin ich 26 Stunden auf den Beinen. An Ausruhen ist aber nicht zu denken. Noch einmal sortieren, die beiden Betten in unserem Zimmer sind komplett voll mit „Zeugs“. Gegen 20:00 überlegen wir uns noch irgendwo was essen zu fahren (zu Fuß ist nicht, die Entfernungen sind hier dafür zu groß). Kaum losgefahren kommen wir an einem „The Home Depot“ vorbei. Das ist eine große Baumarktkette in den USA. Prima, der Laden hat bis 22:00 geöffnet. Wir gehen rein und Olli kauft einige Schrauben um seine „Kofferbefestigungs Improvision“ weiter zu verfeinern. Ich denke die Ganze Zeit darüber nach das ich eigentlich den Stauraum im Topcase benötige und beschließe dann die billigste Bohrmaschine im Baumarkt zu suchen , zu kaufen und die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Ich kaufe also eine billige Bohrmaschine und einen billigen Metallbohrer-Satz, zusammen ca. 60 Euro. Nach unserem abendlichen Baumarkbesuch essen wir noch irgendwo einen pappigen überteuerten Burger (zwei Burger 25 Dollar !) und fahren zurück ins Hotel. Mittlerweile ist des ca. 22:00 Uhr. Immer noch strahlender Sonnenschein, verrückt. Sonnenuntergang ist um 23:50 Uhr
Gegen 22:30 Uhr schalten wir den Fernseher im Hotelzimmer ein und suchen ein lautes Programm. Während Olli den Lautstärkepegel des TV so hochstellt das man nix anderes mehr -außer Krach aus dem TV- hört, bohre ich -im Hotelzimmer- mit meiner flammneuen Kabel-Bormaschine vier neue Löcher in mein Topcase. Gegen 23:00 verschraube ich im letzten Sonnenlicht das Topcase am Motorrad. Dem Tourstart morgen steht nun nichts mehr im Weg…und ich habe nun den vollen Stauraum an meinem Motorrad zur Verfügung.
Gegen 23:30 Uhr nach ca. 31 Stunden „wach“ gehe ich ins Bett und schlafe sofort ein……
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen