Dienstag, 25. Juni 2024

Tag 10/11 => Rückweg + Ich brauche eine Pause => Inuvik - Dawson City

Montag/Dienstag, 24/25.06.24
gefahrene Kilometer: 770 km

Der Tag beginnt wieder früh. Ich stelle mir für 04:00 Uhr morgens den Wecker. Ich schreibe morgens meist die Beiträge des Vortages, da ich am Abend des „erlebten“ meist so platt bin das ich mich nicht mehr darauf konzentrieren kann. Morgens klappt das bei mir besser. Nach dem „zusammenschreiben“ dann noch alles zusammenpacken, ein kleines Frühstück incl. Kaffee aus der Kaffeemaschine die auf dem Zimmer steht. Dann noch alles auf dem Motorrad verstauen und „ruck zuck“ sind wieder drei Stunden vergangen. Es ist sieben Uhr. Der Rückweg von Inuvik nach Dawson City, über die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg, beginnt. Viel später hätte der Start nicht werden dürfen, da ich die gut 770 km bis Dawson City wieder durchfahren möchte. Das Wetter ist gut, die Sonne scheint, das passt. Ein weiterer Grund ist das die Mückenbelastung hier oben so hoch ist, dass ich nicht gewillt bin unterwegs mein Zelt aufzubauen, da an draußen sitzen oder geschweige denn nur länger irgendwo rumstehen nicht zu denken ist. Insofern fällt die Entscheidung „durchzufahren“ nicht schwer.

Ich fahre los, die ersten 200 km fahre ich fast allein. Als erstes wieder über die Fähren von Peel River und Mackenzie River. Ich habe die Abfahrt gestern schon so vorgeplant, dass ich mehr oder weniger mit Betriebsbeginn um 08:15 Uhr bzw. 09:15 Uhr an den Fähren ankomme. Früher losfahren hätte also keinen Sinn gemacht, man hätte and en Fähren warten müssen. Auf der zweiten Fähre bin ich allein. Eine exklusive Überfahrt nur für mich. Nach ca. 200 km geht es dann langsam los, die ersten Fahrzeuge, die sehr früh in die andere Richtung gestartet sind, kommen wir entgegen. Das sind meist große Trucks die Versorgungsgüter und Benzin nach Inuvik bringen. Die Trucks ziehen eine unglaubliche Staubwand hinter sich her. Wenn so ein LKW vorbeifährt muss ich unmittelbar sofort anhalten, da ich nichts mehr sehe. Das dauert dann so 2-3 Minuten, dann geht es weiter, das wiederholt sich zigmal. Wenn so ein Truck vor einem herfährt und man diesen so langsam einholt bringt einem das Garnichts da an Überholen mit dem Motorrad überhaupt nicht zu denken ist. Das ist anscheinend der Preis den ich für das tolle und trockene Wetter zahlen muss. Ansonsten möchte ich an dieser Stelle auf keine weiteren Unterwegs Punkte eingehen, es sind ja die gleichen wie bei der Hinfahrt. Nach 12 Stunden Fahrt mit wenigen Pausen erreiche ich wieder den Einstieg des „Dempster Highway“, ca. 30 km von Dawson City entfernt. Ich bin komplett zu gestaubt, kein Reißverschluss funktioniert mehr richtig, das Helmvisier schließt nur noch mit hohem Kraftaufwand. Die Packrollen sind von einer dicken Staubschicht überzogen. So kann ich auf keinen Fall mein Gepäck entpacken, jedes Kleidungsstück was ich aus den Rollen entnehmen würde wäre sofort schmutzig. Der erste Besuch gilt daher einem Münz-Hochdruckreiniger den ich bei meiner ersten Übernachtung schon, direkt neben meinem damaligen Hotel, entdeckt hatte. Ich hatte nun extra bei einem Halt unterwegs im „Eagle Plains Hotel“ meinen dortigen Kaffee bar bezahlt und gebeten, mir das Wechselgeld passend für den Münz-Hochdruckreiniger wiederzugeben. Passt, ich stehe am Hochdruckreiniger und versuche den Staub der letzten Tage loszuwerden. Naja, ohne Schaum, etc geht das nur Suboptimal. Es handelt sich halt nur einen Kaltwasserstrahl, mehr nicht.

Im Anschluss an die Waschaktion fahre ich noch in den örtlichen Supermarkt und kaufe ein paar Getränke. Ich checke kurz die aktuelle Mückenlage, wenige Mücken sind hier „unterwegs“. Ich fahre zum „Gold Rush Camp Ground“ mitten in Dawson City und baue mein Zelt auf. Kein Staub, keine Mücken, herrlich. Der Platz hat ca. 80 Plätze, ich entscheide mich für einen „besseren Platz“ incl. Sitzbank, Strom und Wasseranschluss. Ich bezahle den gleichen Preis wie auch für Wohnmobile, ca. 50 Euro die Nacht incl. Benutzung der Duschen und Internet/WLAN. Der Platz ohne Wasser und Strom wäre billiger gewesen. Ich checke für zwei Nächte ein, durch das hohe Tempo der Letzen Tage, ohne Zwischendurch Übernachtung auf dem „Dempster“, habe ich mir einen Tag extra sozusagen herausgefahren. Ich bin der einzige Camper mit Zelt auf dem Platz, neben mir und überall auf dem Platz nur Truck-Camper und große Wohnmobile. Ich erwärme mir ncoh ein mitgebrachtes Fertiggericht auf dem Gaskocher, dusche mir den Staub runter und krabbele gegen 23:00 Uhr in meinen Schlafsack.

Der nächste Morgen:

Seit zehn Tagen war das die erste Übernachtung ohne Wecker. Ich schlafe bis 09:00 Uhr und krabbele bei blauem Himmel, Sonnenschein und locker 25 Grad Celsius aus dem Zelt. Was habe ich doch ein Glück mit dem Wetter. Ich vermute (oder hoffe), das Top Wetter ist die Entschädigung für mich das ich bei der letzten Reise im Herbst 2023 auf dem Weg von Vancouver nach San Diego über 1.000 km im Dauerregen gefahren bin und von den Staaten Washington und Oregon bei der erwähnten Reise nur wenig gesehen habe.

Was ist heute geplant? Nahezu nichts! „Lady orange“ und ich brauchen dringend mal eine Pause. Die Letzen zehn Tage waren von hohen Kilometerleistungen (bisher 4.500 km in neun Fahrtagen) geprägt. Wenn abends die Sonne lange scheint (oder nie untergeht) schlafe ich auch weniger, weil der Körper einem vermutlich suggeriert das man noch nicht schlafen muss, da es noch hell ist. Das merke ich so langsam, mein „Konditionslevel“ sinkt. Ich werde mich heute ausruhen und in der Sonne auf meiner persönlichen Sitzbank auf meiner Camping-Parzelle sitzen. Des Weiteren werde ich mich ein wenig um die Technik von „Lady orange“ kümmern, den Luftfilter prüfen und die Kette fetten. Kette fetten ist ja, in den letzten Tagen, bei der Staubentwicklung ausgefallen. Kettenfett und Sand bzw. Staub sind bekanntlich keine gute Mischung.

Am Nachmittag gehe ich in die Stadt gehen und lasse mich ein wenig treiben. Ich gehe noch einmal am „Jack London“ Museum vorbei. Diesmal hat es geöffnet, bei meinem Letzen Besuch hier war es geschlossen. Ich gehe rein, aber es ist im Prinzip nur eine kleine Ansammlung von Fotos, das fand ich jetzt nicht so spannend. Weiter durch die Straßen (die übrigens alle keinen festen Straßenbelag haben) in Richtung Hauptstraße. Ich möchte mich in ein Café setzen, doch das hat geschlossen mit dem Hinweis auf die umliegenden Waldbrände. Evtl. kommt ja das Personal des Cafés nicht „durch“ bis Dawson. Ich finde aber noch ein Bistro wo ich meinen Kaffee bekomme. Ich setze mich an einen der Tische draußen und beobachte ein wenig das Treiben auf der Straße. Am späten Nachmittag gehe ich langsam zurück zum Campingplatz und bereite mir mein Abendessen zu. Im Alukofffer der Kawasaki findet sich dazu noch ein letztes Fertiggericht, prima das muss eh weg, das Urlaubsende steht ja so langsam vor der Tür. Am Abend gehe ich noch einmal in die Stadt, ich habe etwas ganz Spezielles vor. Ich gehe in das „Downtown Hotel“ an die Bar und möchte Mitglied im „Sourtoe Cocktail Club“ werden.

Ich bin jetzt Mitglied Nummer 115436 im "sourtoe cocktail club" (saurer Zeh Club). Ein echter mumifizierter Zeh wird in ein Glas "Yukon Whiskey" gelegt und du musst den Zeh in den Mund nehmen oder mindestens mir den Lippen berühren. Wenn du den Zeh verschluckst: 2.500 Dollar Strafe. Ich weiss aktuell garnicht was ekliger ist, das es ein echter menschlicher Zeh ist oder das den schon 115435 andere Personen vorher im Mund hatten, ich hoffe der Whiskey desinfiziert ausreichend. Übrigens war der erste Zeh der abgefrorene Zeh eines Goldsuchers. Mittlerweile sind es Spenden vom Menschen die ihrem Rasenmäher in Badelatschen "zu nahegekommen“ sind.



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