Dienstag, 19.06.24
gefahrene Kilometer: 530 km
Die Nacht im Zelt war kühl bzw. klamm. Bedingt durch die Nähe zum Meer ist deutlich zu spüren. Ich habe aber einen relativ dicken Schlafsack dabei so dass es „machbar“ ist. Olli hat einen so dünnen Schlafsack dabei, der ein Drittel der Größe von meinem hat, ich würde darin heftig frieren. Olli hat gut geschlafen, jeder hat halt ein anderes Kälte Empfinden. Gegen 07:00 Uhr fangen wir an einzupacken und abzubauen. Unser Gastgeber, der Herr mit dem Wohnmobil, ist auch schon wach. Er fragt, ob wir einen Kaffee mögen, das lehnen wir natürlich nicht ab. Wer jetzt denkt, er würde dann mal eben den Gasherd in seinem Wohnmobil nutzen (so wie wir das aus europäischen Wohnmobilen kennen) der irrt, zehn Meter hinter seinem Wohnmobil steht im Wald ein Stromgenerator der per Kabel mit dem Wohnmobil verbunden ist. Unser Gastgeber startet den Generator und stellt die elektrische Kaffeemaschine an. Wir quatschen noch ein wenig und verstauen wieder alles dort wo es hingehört. Die Erfahrung zeigt, dass wir dafür locker zwei Stunden, incl. Frühstück, benötigen. Nun, heute gab es nur einen schnellen Kaffee, aber durch die Quatscherei mit unserem Gastgeber hat es trotzdem zwei Stunden gedauert. Es ist morgens noch recht kühl, keine 10 Grad Celsius. Pullover, Windjacke plus dickere Handschuhe müssen, für die nächsten Stunden, wieder mit „ran“. Wir fahren ca. 30 Kilometer bis nach Anchorage und halten beim Walmart an um noch einmal einzukaufen. Wir fahren jetzt im weiteren Reiseverlauf nur noch in kleineren Orten vorbei, da werden sich keine großen Supermärkte mehr finden, zumal die Preise „im ländlichen“ auch höher sind. Daher ist dieser Versorgungsstopp sinnvoll für uns.
In Palmer halten wir noch mal zum Tanken an, wir müssen jetzt tanken wo es möglich ist, im ländlichen Alaska ist durchaus mal eine Distanz von 200 bis 300 Kilometern ohne Tankstelle zu überbrücken. Die Reichweite unseres 23-Liter Tanks beträgt ca. 350 Kilometer, wobei ich mir 320 km (ca. 200 Meilen) als Limit gesetzt habe. Ab sofort haben wir auch einen kleinen drei Liter Notfall Reservekanister dabei. An der Tankstelle in Palmer treffen wir eine Gruppe von ca. zehn Motorradfahrern aus Anchorage. ALLE fahren BMW und sie fragen uns, wie so viele, warum wir als deutsche den keine BMWs fahren würden, schließlich kommt die Marke BMW ja nun aus Deutschland. Außerdem würden sie das „German Engineering“ mögen. Wir antworten wie immer: Wir haben unsere BMWs ja zuhause in der Garage stehen und möchten hier gern etwas Einfaches und Günstiges fahren, wo es hier zudem noch in fast jedem mittelgroßem Ort einen Kawasaki Händler bzw. eine Werkstatt gib. BMW-Händler gibt es hier nur in den beiden größten Orten in Anchorage und Fairbanks. BMW-Ersatzteile sind auch meist nur mit Glück vorrätig. Zudem wird die Kawasaki KLR 650 seit über 20 Jahren hier verkauft und jeder halbwegs erfahrene Mechaniker solle diesen „Trecker“ reparieren können. Diese Antwort(en) genügt dann meist und überzeugen die Fragesteller.
Ein Fahrer aus der Gruppe der BMW-Fahrer schaut durch Zufall auf Ollis Vorderachse und stell fest das EINE Schraube der Klemmung der Vorderachse fehlt. Wow, das ist gefährlich! Sollte sich die zweite Schraube auch noch lösen würde das Vorderrad sofort und ohne Vorwarnung herausfallen oder mit viel Glück sich nur verkanten. Während der Fahrt ist diese Situation nicht wirklich etwas was man möchte. Wir checken die zweite Schraube, diese ist noch fest (aus Sicherheitsgründen gibt es an dieser Stelle zwei Schrauben) Die Mechaniker von Andrew von „The motorcyle shop“ haben dieses Mal, vor der Übergabe der Motorräder an uns, leider nicht so einen guten Job gemacht wie wir das erwartet hätten. Meine Kawasaki hatte auch lockere Schrauben an diversen Teilen der Verkleidung und an der Batterie, des Weiteren hatten die Reifen deutlich zu wenig Luft. Da werden wir sicher noch mal eine nette Mail an Andrew schreiben, wenn wir wieder zuhause sind. Zurück zur verlorenen Schraube: Olli fährt kurz in den Ort zu einem Autoteileshop und bekommt dort nach einiger Diskussion und einer größeren Suchaktion des Verkäufers die (nahezu) passende Schraube. Wir werden jetzt täglich diese Schrauben kontrollieren.
Die Sonne brennt mittlerweile es ist wieder schon warm und der Himmel stahlblau. Jetzt erst einmal wieder die dünneren Handschuhe anziehen und den Pullover braucht es auch nicht mehr. Wir fahren jetzt den „Glenn Highway“ nach Osten durch eine alpine Landschaft, auf der rechten Seite sieht man den riesigen Tazlina Gletscher (dagegen war der „Exit“-Gletscher gestern Spielzeug). Die Straße führt uns nach Glennallen, vor uns wird der Mount Drum sichtbar und, je näher wir kommen, visuell immer größer. Der Mount Drum ist 3661 Meter hoch und ist ein vergletscherter Vulkan. In Glennallen noch mal tanken und dann rechts runter auf den „Richardson Highway“ in Richtung Valdez. Die Strecke nach Valdez ist sehr abwechslungsreich, hohe schneebedeckte Berge an den Seiten während man durch grün bewachsene Täler fährt. Ca. 50 km vor Valdez muss man über einen ca. 800 Meter hohen Pass. Hier liegt noch sehr viel Schnee, ich frage mich ob man Valdez im Winter überhaupt über diesen Pass erreichen kann oder die Fähre nehmen muss (die übrigens viele Touristen nehmen). Die Fähre fährt südlich von Anchorage ab Whittier (5x am Tag), ist allerdings für Fahrzeuge sehr teuer (Stand Juni 2024: zwei Person plus Auto ca. 300 Euro pro Strecke, Wohnmobile sind teurer!) und in der Saison meist auf Monate ausgebucht. Die Fahrzeit beträgt ca. sechs Stunden.
In Valdez beziehen wir das „Keystone“ Hotel. Ein Containerhotel welches 1989 gebaut wurde um die viel Helfer unterzubringen die die Schäden einer der größten von Menschen verursachten Naturkatastrophe zu beseitigen. Valdez selbst hat 4.000 Einwohner, ab 1989 waren bis zu 10.000 Helfer vor Ort um in jahrelanger Arbeit die Schäden zu beseitigen. Um welche Katastrophe hat es sich gehandelt? Dazu morgen mehr an dieser Stelle ….
Am Abend erkunden Olli und ich noch den „übersichtlichen Ort“ und kehren in eine Kneipe mit anhängender Brauerei ein. Im Gastraum kann man durch Fenster die großen Biertankes in der Nebenhalle sehen. Wir investieren sieben Euro in ein Bier und gehen anschließend nur wenige hundert Meter zurück in unseren Container. Gute Nacht!
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